Common Priors bezeichnen eine Annahme in der Spieltheorie, dass alle Spieler zu Beginn die gleichen grundlegenden Wahrscheinlichkeitsannahmen (Priors) über unsichere Informationen im Spiel haben.
Bevor sie ihre eigenen Typen erfahren, teilen die Spieler eine gemeinsame, objektive Wahrscheinlichkeitsverteilung über alle möglichen Kombinationen von Spielertypen, die „Common Prior“ genannt wird. Diese gemeinsame Verteilung ist allgemeines Wissen, d.h., jeder Spieler weiß, dass alle anderen Spieler die gleiche Anfangseinschätzung haben und dass auch die anderen Spieler dies wissen. Dies erleichtert die strategische Analyse, weil alle auf einem gemeinsamen Informationsfundament aufbauen.
Unterschiedliche Einschätzungen können sich dennoch im Laufe des Spiels entwickeln, da die Spieler nur ihre eigenen Typen kennen und ihre Einschätzungen dann entsprechend der Bayesschen Regel anpassen. (vgl. Holler/Illing/Napel 2019, S. 88 f.)
Beispiel: Angenommen, zwei Unternehmen überlegen, ob sie in einen neuen Markt eintreten sollen. Beide wissen, dass die Marktgröße unsicher ist und mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% groß und 50% klein sein kann. Diese gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung ist der "Common Prior." Wenn eines der Unternehmen erfährt, dass die Marktgröße eher klein ist (z. B. durch interne Recherchen), wird es die Eintrittsentscheidung entsprechend anpassen. Beide Unternehmen haben aber anfangs dieselbe gemeinsame Einschätzung über die Marktgröße und treffen auf Basis dieser „Common Prior“ ihre ersten Überlegungen.
Holler, M. J.; Illing, G.; Napel, S. (2019): Einführung in die Spieltheorie. 8. Auflage. Berlin: Springer Gabler